
Bist Du Single, oder bist Du alleine...?
Hast Du das auch schon erlebt? – Da trifft man / frau sich in einer Runde und wird gefragt: „Und wo ist dein/e PartnerIn?“
„Ich bin Single“, antwortest Du und für einen ganz kleinen Moment entsteht ein kurzes Schweigen, im Anschluss daran fast mitleidige Blicke.
Nicht selten erklärt dann irgendjemand im Brusttton der Überzeugung, dass auch DU irgendwann sicher den passenden Deckel zu Dir (den Topf) finden wirst.
Für viele Menschen scheint der Gedanke daran, dass es auch glückliche Singles gibt, fast so absurd wie die Behauptung, dass die Erde eine Scheibe ist.
„Du wirst schon sehen, irgendwann kommt der Mann deiner Träume…“
„Keine Sorge, auch du wirst eine liebe Frau finden…“
„Ja, ja es ist schwierig den Richtigen zu finden!“
„Zumindest hast du kein Problem mit nervigen Schwiegereltern!“
(….)
Viele meiner Klientinnen und Klienten berichten davon, dass sie sich verletzt, zuweilen auch sehr ausgeschlossen fühlen im Freundes- und Bekanntenkreis, wenn dieser überwiegend aus Paaren oder Familien besteht.
Es scheint, als ob in weiten Teilen unserer Gesellschaft immer noch das Bild vorherrscht, dass man nur in einer Beziehung (idealerweise in einer familiären Konstellation) glücklich sein könnte.
Ist das so?
Wir Menschen sind natürlich soziale Wesen und benötigen auch entsprechende Interaktion mit anderen Menschen – sowohl auf kognitiver, emotionaler, taktiler und sexueller Ebene.
Wer aber sagt, dass all diese Ebenen nur von einem Einzelnen (einem Partner/Partnerin) erfüllbar wären?
Und warum sollte ein allein-lebender Mensch nicht auch ein genauso erfülltes Leben führen können wie jene, die dem weitverbreiteten gesellschaftlichen Bild von Partnerschaft und Kindern entsprechen?
Könnte es sein, dass sich jene, die in einer Paarbeziehung leben, deshalb oft reflexhaft mit Mitleid reagieren, weil sich beim Gedanken an ein „Single-Dasein“ unbewusst die Angst vor dem eigenen Beziehungsverlust einschleicht?
Die Vorstellung, dass ein Leben ohne Partnerschaft zwangsläufig in Einsamkeit und Depression mündet, wird aber nicht nur durch die Projektion der Ängste anderer befeuert, sondern womöglich auch durch das z.T. noch immer vorherrschende Gesellschaftsbild, das eine Partnerschaft, welche idealerweise mit der Zeugung von Kindern einhergeht, einen Menschen erst „vollständig“ macht.
Dabei gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Singles soziale Kontakte häufiger und intensiver pflegen als jene, die sich in Paarbeziehungen befinden.
Und zudem sind Singles oft auch viel aufgeschlossener hinsichtlich neuer Bekanntschaften, investieren mehr Zeit in Hobbys und persönliche Interessen.
Keine Frage- es gibt auch natürlich jene „Singles“, die eigentlich gerne in Zweisamkeit leben würden, aber noch nicht den / die richtige PartnerIn gefunden haben.
Die Sehnsucht nach Partnerschaft mag dann das Gefühl von Einsamkeit noch antreiben. Doch ich möchte an dieser Stelle gerne den Satz einer Klientin zitieren – „ich habe mich in meiner Partnerschaft neben meinem Mann oft so einsam gefühlt (…) jetzt lebe ich allein und bin dennoch nicht einsam. Weil ich erst jetzt gelernt habe, mich zu achten. Und auf mich zu achten.“
Mein Fazit: eine Partnerschaft ist kein Garant für ein erfülltes Leben. Ein Leben allein kann sich manchmal einsam anfühlen – es bietet gleichzeitig auch viel Freiraum für die Gestaltung des eigenen schöpferischen Potenzials und hohe Selbstbestimmung.
Es geht am Ende darum, was wir aus unserem Leben machen und wie wir es gestalten. Ob in einer Partnerschaft, oder mit sich selbst.
Liebe Grüße,
Mikael